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Die Gazette Nr. 15, Juli 1999:
Der Grüne Hitler
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Hitler als selbstherrlicher Grüner? So unglaublich das klingt: Es erklärt zumindest Hitlers unbeirrbares Festhalten an der Judenvernichtung noch in den letzten Tagen des Krieges, ja bis in den Selbstmord hinein. Diese Starrheit der Überzeugung, die ansonsten nur als fanatischer Irrwitz zu bezeichnen wäre, fügt sich jedoch geschmeidig in den Charakter dieses "Sozialdarwinisten", wenn man sie als zentralen Glaubensartikel interpretiert. Ebenso verständlich wird dadurch Hitlers Eroberungsrhetorik für mehrere Generationen, in Jahrhunderten und einem ganzen Jahrtausend. Plötzlich klingt sie nicht mehr als die Übertreibung eines wahnsinnigen Visionärs, sondern als logische Konsequenz aus der Langsamkeit ganz "natürlicher" Vorgänge. Und vielleicht erklärt sich auf diesem Weg sogar Hitlers "Modernität", sein "radikal" umstürzlerisches Vorgehen, neben dessen Veränderungswillen, meint Amery, die wildesten Jakobiner wie dumpfe Beharrer wirken: Wer diese weltgeschichtliche Aufgabe, die Erhaltung der Lebensgrundlagen für den (sagen wir es gleich: arischen) Menschen, auf sich genommen hat, muß ungewohnte Maßnahmen ergreifen. Das furchtbare, aber eigentlich zu erwartende, da "natürliche" Ergebnis war die Selektion: Auschwitz.
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Quod erat demonstrandum.
Nun aber: Ist dieser Horror ausgestanden oder kann er sich morgen, im 21. Jahrhundert, wiederholen? Er kann, sagt Amery. Nicht mit bierdumpfen Neonazis, sondern noch einmal einen Tick "moderner" als Hitler, nämlich durch ein "
Planet-Management". Dazu muß nur die
verschärfte Ressourcenknappheit ins allgemeine Bewußtsein eintreten, und die modernen Wohlstandsgesellschaften definieren nun, was als "Überflüssiges" ihren Lebensstandard und das Überleben der Gattung bedroht. Die nötigen Datenbanken und Überwachungstechniken findet der Selektions-Manager einsatzfähig vor. Die Selektion - sagt Amery - findet sogar schon heute statt, und zwar durch transnationale Finanzmächte, die GATT-Abkommen, in der Arbeitswelt, in den "obersten Etagen der Weltökonomie", bei den Ungeborenen, im Gesundheitswesen:
Ist, bei unvermeidbarer Konfrontation mit der Lebenswirklichkeit des Planeten, damit zu rechnen, daß diese Gruppen substantielle Errungenschaften ihrer Geschichte, wie etwa die Menschenrechte,
zugunsten der Rettung der Zivilisation (und damit ihrer eigenen Standards) aufgeben werden?
Ich meine: auf jeden Fall.
Oder, in der Frage des Philosophen Hans Jonas:
Müssen wir Unmenschen werden, um die Menschheit zu retten? War Hitler also nur ein dilettantischer Vorläufer der globalisierten Menschheitsretter von morgen?
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Markus Hofmann