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Oud 15 september 2006, 22:35   #5
Laxounet
 
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Standaard Re: Fermeté de Benoît XVI


<[email protected]> wrote in message
news:[email protected] ups.com...

Casanis wrote:
> john a écrit :
>
> > Fermeté de Benoît XVI
> >
> > À ceux qui persisteraient �* ne pas voir de guerre �* l'horizon, Benoît
> > XVI a mis
> > cette semaine les points sur les « i », avec une franchise qui annonce
> > une fermeté
> > nouvelle de l'Église catholique face �* l'islamisme. Mardi, en Bavière,
> > le Pape a
> > dénoncé la « guerre sainte » comme une des « maladies mortelles » de la
> > religion.
> > Le parler vrai a gagné Le Vatican.
> >
> > Ivan Rioufol, toujours excellent, chaque vendredi sur le figaro
> > http://www.lefigaro.fr/debats/200609...n_rioufol.html

>
> APOSTOLISCHE REISE VON PAPST BENEDIKT XVI.
> NACH MÜNCHEN, ALTÖTTING UND REGENSBURG
> (9.-14. SEPTEMBER 2006)
>
> TREFFEN MIT DEN VERTRETERN
> AUS DEM BEREICH DER WISSENSCHAFTEN
>
> ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
>
> Aula Magna der Universität Regensburg
> Dienstag, 12. September 2006
>
>
>
> Glaube, Vernunft und Universität.
> Erinnerungen und Reflexionen.
>
> Eminenzen, Magnifizenzen, Exzellenzen,
> verehrte Damen und Herren!
>
> Es ist für mich ein bewegender Augenblick, noch einmal in der
> Universität zu sein und noch einmal eine Vorlesung halten zu dürfen.
> Meine Gedanken gehen dabei zurück in die Jahre, in denen ich an der
> Universität Bonn nach einer schönen Periode an der Freisinger
> Hochschule meine Tätigkeit als akademischer Lehrer aufgenommen habe.
> Es war - 1959 - noch die Zeit der alten Ordinarien-Universität.
> Für die einzelnen Lehrstühle gab es weder Assistenten noch
> Schreibkräfte, dafür aber gab es eine sehr unmittelbare Begegnung mit
> den Studenten und vor allem auch der Professoren untereinander. In den
> Dozentenräumen traf man sich vor und nach den Vorlesungen. Die
> Kontakte mit den Historikern, den Philosophen, den Philologen und
> natürlich auch zwischen beiden Theologischen Fakultäten waren sehr
> lebendig. Es gab jedes Semester einen sogenannten Dies academicus, an
> dem sich Professoren aller Fakultäten den Studenten der gesamten
> Universität vorstellten und so ein Erleben von Universitas möglich
> wurde - auf das Sie, Magnifizenz, auch gerade hingewiesen haben -
> die Erfahrung nämlich, daß wir in allen Spezialisierungen, die uns
> manchmal sprachlos füreinander machen, doch ein Ganzes bilden und im
> Ganzen der einen Vernunft mit all ihren Dimensionen arbeiten und so
> auch in einer gemeinschaftlichen Verantwortung für den rechten
> Gebrauch der Vernunft stehen - das wurde erlebbar. Die Universität
> war auch durchaus stolz auf ihre beiden Theologischen Fakultäten. Es
> war klar, daß auch sie, indem sie nach der Vernunft des Glaubens
> fragen, eine Arbeit tun, die notwendig zum Ganzen der Universitas
> scientiarum gehört, auch wenn nicht alle den Glauben teilen konnten,
> um dessen Zuordnung zur gemeinsamen Vernunft sich die Theologen mühen.
> Dieser innere Zusammenhalt im Kosmos der Vernunft wurde auch nicht
> gestört, als einmal verlautete, einer der Kollegen habe geäußert, an
> unserer Universität gebe es etwas Merkwürdiges: zwei Fakultäten, die
> sich mit etwas befaßten, was es gar nicht gebe - mit Gott. Daß es
> auch solch radikaler Skepsis gegenüber notwendig und vernünftig
> bleibt, mit der Vernunft nach Gott zu fragen und es im Zusammenhang der
> Überlieferung des christlichen Glaubens zu tun, war im Ganzen der
> Universität unbestritten.
>
> All dies ist mir wieder in den Sinn gekommen, als ich kürzlich den von
> Professor Theodore Khoury (Münster) herausgegebenen Teil des Dialogs
> las, den der gelehrte byzantinische Kaiser Manuel II. Palaeologos wohl
> 1391 im Winterlager zu Ankara mit einem gebildeten Perser über
> Christentum und Islam und beider Wahrheit führte. Der Kaiser hat
> vermutlich während der Belagerung von Konstantinopel zwischen 1394 und
> 1402 den Dialog aufgezeichnet; so versteht man auch, daß seine eigenen
> Ausführungen sehr viel ausführlicher wiedergegeben sind, als die
> seines persischen Gesprächspartners. Der Dialog erstreckt sich über
> den ganzen Bereich des von Bibel und Koran umschriebenen
> Glaubensgefüges und kreist besonders um das Gottes- und das
> Menschenbild, aber auch immer wieder notwendigerweise um das
> Verhältnis der, wie man sagte, "drei Gesetze" oder "drei
> Lebensordnungen": Altes Testament - Neues Testament - Koran.
> Jetzt, in dieser Vorlesung möchte ich darüber nicht handeln, nur
> einen - im Aufbau des ganzen Dialogs eher marginalen - Punkt
> berühren, der mich im Zusammenhang des Themas Glaube und Vernunft
> fasziniert hat und der mir als Ausgangspunkt für meine Überlegungen
> zu diesem Thema dient.
>
> In der von Professor Khoury herausgegebenen siebten Gesprächsrunde
> (???????? - Kontroverse) kommt der Kaiser auf das Thema des
> Djihad, des heiligen Krieges zu sprechen. Der Kaiser wußte sicher,
> daß in Sure 2, 256 steht: Kein Zwang in Glaubenssachen - es ist eine
> der frühen Suren aus der Zeit, wie uns die Kenner sagen, in der
> Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war. Aber der Kaiser kannte
> natürlich auch die im Koran niedergelegten - später entstandenen
> - Bestimmungen über den heiligen Krieg. Ohne sich auf Einzelheiten
> wie die unterschiedliche Behandlung von "Schriftbesitzern" und
> "Ungläubigen" einzulassen, wendet er sich in erstaunlich
> schroffer, uns überraschend schroffer Form ganz einfach mit der
> zentralen Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt überhaupt
> an seinen Gesprächspartner. Er sagt: "Zeig mir doch, was Mohammed
> Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden
> wie dies, daß er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte,
> durch das Schwert zu verbreiten". Der Kaiser begründet, nachdem er
> so zugeschlagen hat, dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch
> Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und
> zum Wesen der Seele. "Gott hat kein Gefallen am Blut", sagt er,
> "und nicht vernunftgemäß, nicht "??`? ????" zu handeln,
> ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht
> des Körpers. Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die
> Fähigkeit zur guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und
> Drohung. Um eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht
> seinen Arm, nicht Schlagwerkzeuge noch sonst eines der Mittel, durch
> die man jemanden mit dem Tod bedrohen kann...".
>
> Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch
> Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen Gottes
> zuwider. Der Herausgeber, Theodore Khoury, kommentiert dazu: Für den
> Kaiser als einen in griechischer Philosophie aufgewachsenen Byzantiner
> ist dieser Satz evident. Für die moslemische Lehre hingegen ist Gott
> absolut transzendent. Sein Wille ist an keine unserer Kategorien
> gebunden und sei es die der Vernünftigkeit. Khoury zitiert dazu eine
> Arbeit des bekannten französischen Islamologen R. Arnaldez, der darauf
> hinweist, daß Ibn Hazn so weit gehe zu erklären, daß Gott auch nicht
> durch sein eigenes Wort gehalten sei und daß nichts ihn dazu
> verpflichte, uns die Wahrheit zu offenbaren. Wenn er es wollte, müsse
> der Mensch auch Götzendienst treiben.
>
> An dieser Stelle tut sich ein Scheideweg im Verständnis Gottes und so
> in der konkreten Verwirklichung von Religion auf, der uns heute ganz
> unmittelbar herausfordert. Ist es nur griechisch zu glauben, daß
> vernunftwidrig zu handeln dem Wesen Gottes zuwider ist, oder gilt das
> immer und in sich selbst? Ich denke, daß an dieser Stelle der tiefe
> Einklang zwischen dem, was im besten Sinn griechisch ist, und dem auf
> der Bibel gründenden Gottesglauben sichtbar wird. Den ersten Vers der
> Genesis, den ersten Vers der Heiligen Schrift überhaupt abwandelnd,
> hat Johannes den Prolog seines Evangeliums mit dem Wort eröffnet: Im
> Anfang war der Logos. Dies ist genau das Wort, das der Kaiser
> gebraucht: Gott handelt "??`? ????", mit Logos. Logos ist
> Vernunft und Wort zugleich - eine Vernunft, die schöpferisch ist und
> sich mitteilen kann, aber eben als Vernunft. Johannes hat uns damit das
> abschließende Wort des biblischen Gottesbegriffs geschenkt, in dem
> alle die oft mühsamen und verschlungenen Wege des biblischen Glaubens
> an ihr Ziel kommen und ihre Synthese finden. Im Anfang war der Logos,
> und der Logos ist Gott, so sagt uns der Evangelist. Das Zusammentreffen
> der biblischen Botschaft und des griechischen Denkens war kein Zufall.
> Die Vision des heiligen Paulus, dem sich die Wege in Asien verschlossen
> und der nächtens in einem Gesicht einen Mazedonier sah und ihn rufen
> hörte: Komm herüber und hilf uns (Apg 16, 6 - 10) - diese Vision
> darf als Verdichtung des von innen her nötigen Aufeinanderzugehens
> zwischen biblischem Glauben und griechischem Fragen gedeutet werden.
>
> Dabei war dieses Zugehen längst im Gang. Schon der geheimnisvolle
> Gottesname vom brennenden Dornbusch, der diesen Gott aus den Göttern
> mit den vielen Namen herausnimmt und von ihm einfach das "Ich bin",
> das Dasein aussagt, ist eine Bestreitung des Mythos, zu der der
> sokratische Versuch, den Mythos zu überwinden und zu übersteigen, in
> einer inneren Analogie steht. Der am Dornbusch begonnene Prozeß kommt
> im Innern des Alten Testaments zu einer neuen Reife während des Exils,
> wo nun der landlos und kultlos gewordene Gott Israels sich als den Gott
> des Himmels und der Erde verkündet und sich mit einer einfachen, das
> Dornbusch-Wort weiterführenden Formel vorstellt: "Ich bin's."
> Mit diesem neuen Erkennen Gottes geht eine Art von Aufklärung Hand in
> Hand, die sich im Spott über die Götter drastisch ausdrückt, die nur
> Machwerke der Menschen seien (vgl. Ps 115). So geht der biblische
> Glaube in der hellenistischen Epoche bei aller Schärfe des Gegensatzes
> zu den hellenistischen Herrschern, die die Angleichung an die
> griechische Lebensweise und ihren Götterkult erzwingen wollten, dem
> Besten des griechischen Denkens von innen her entgegen zu einer
> gegenseitigen Berührung, wie sie sich dann besonders in der späten
> Weisheits-Literatur vollzogen hat. Heute wissen wir, daß die in
> Alexandrien entstandene griechische Übersetzung des Alten Testaments
> - die Septuaginta - mehr als eine bloße (vielleicht sogar wenig
> positiv zu beurteilende) Übersetzung des hebräischen Textes, nämlich
> ein selbständiger Textzeuge und ein eigener wichtiger Schritt der
> Offenbarungsgeschichte ist, in dem sich diese Begegnung auf eine Weise
> realisiert hat, die für die Entstehung des Christentums und seine
> Verbreitung entscheidende Bedeutung gewann. Zutiefst geht es dabei um
> die Begegnung zwischen Glaube und Vernunft, zwischen rechter
> Aufklärung und Religion. Manuel II. hat wirklich aus dem inneren Wesen
> des christlichen Glaubens heraus und zugleich aus dem Wesen des
> Griechischen, das sich mit dem Glauben verschmolzen hatte, sagen
> können: Nicht "mit dem Logos" handeln, ist dem Wesen Gottes
> zuwider.
>
> Hier ist der Redlichkeit halber anzumerken, daß sich im
> Spätmittelalter Tendenzen der Theologie entwickelt haben, die diese
> Synthese von Griechischem und Christlichem aufsprengen. Gegenüber dem
> sogenannten augustinischen und thomistischen Intellektualismus beginnt
> bei Duns Scotus eine Position des Voluntarismus, die schließlich in
> den weiteren Entwicklungen dahinführte zu sagen, wir kennten von Gott
> nur seine Voluntas ordinata. Jenseits davon gebe es die Freiheit
> Gottes, kraft derer er auch das Gegenteil von allem, was er getan hat,
> hätte machen und tun können. Hier zeichnen sich Positionen ab, die
> denen von Ibn Hazn durchaus nahekommen können und auf das Bild eines
> Willkür-Gottes zulaufen könnten, der auch nicht an die Wahrheit und
> an das Gute gebunden ist. Die Transzendenz und die Andersheit Gottes
> werden so weit übersteigert, daß auch unsere Vernunft, unser Sinn
> für das Wahre und Gute kein wirklicher Spiegel Gottes mehr sind,
> dessen abgründige Möglichkeiten hinter seinen tatsächlichen
> Entscheiden für uns ewig unzugänglich und verborgen bleiben.
> Demgegenüber hat der kirchliche Glaube immer daran festgehalten, daß
> es zwischen Gott und uns, zwischen seinem ewigen Schöpfergeist und
> unserer geschaffenen Vernunft eine wirkliche Analogie gibt, in der zwar
> - wie das Vierte Laterankonzil 1215 sagt - die Unähnlichkeiten
> unendlich größer sind als die Ähnlichkeiten, aber eben doch die
> Analogie und ihre Sprache nicht aufgehoben werden. Gott wird nicht
> göttlicher dadurch, daß wir ihn in einen reinen und undurchschaubaren
> Voluntarismus entrücken, sondern der wahrhaft göttliche Gott ist der
> Gott, der sich als Logos gezeigt und als Logos liebend für uns
> gehandelt hat. Gewiß, die Liebe "übersteigt", wie Paulus sagt,
> die Erkenntnis und vermag daher mehr wahrzunehmen als das bloße Denken
> (vgl. Eph 3, 19), aber sie bleibt doch Liebe des Gottes-Logos, weshalb
> christlicher Gottesdienst, wie noch einmal Paulus sagt,
> "??????? ???????" ist - Gottesdienst, der im
> Einklang mit dem ewigen Wort und mit unserer Vernunft steht (vgl. Röm
> 12, 1).
>
> Dieses hier angedeutete innere Zugehen aufeinander, das sich zwischen
> biblischem Glauben und griechischem philosophischem Fragen vollzogen
> hat, ist ein nicht nur religionsgeschichtlich, sondern
> weltgeschichtlich entscheidender Vorgang, der uns auch heute in die
> Pflicht nimmt. Wenn man diese Begegnung sieht, ist es nicht
> verwunderlich, daß das Christentum trotz seines Ursprungs und
> wichtiger Entfaltungen im Orient schließlich seine geschichtlich
> entscheidende Prägung in Europa gefunden hat. Wir können auch
> umgekehrt sagen: Diese Begegnung, zu der dann noch das Erbe Roms
> hinzutritt, hat Europa geschaffen und bleibt die Grundlage dessen, was
> man mit Recht Europa nennen kann.
>
> Der These, daß das kritisch gereinigte griechische Erbe wesentlich zum
> christlichen Glauben gehört, steht die Forderung nach der
> Enthellenisierung des Christentums entgegen, die seit dem Beginn der
> Neuzeit wachsend das theologische Ringen beherrscht. Wenn man näher
> zusieht, kann man drei Wellen des Enthellenisierungsprogramms
> beobachten, die zwar miteinander verbunden, aber in ihren Begründungen
> und Zielen doch deutlich voneinander verschieden sind.
>
> Die Enthellenisierung erscheint zuerst mit den Anliegen der Reformation
> des 16. Jahrhunderts verknüpft. Die Reformatoren sahen sich angesichts
> der theologischen Schultradition einer ganz von der Philosophie her
> bestimmten Systematisierung des Glaubens gegenüber, sozusagen einer
> Fremdbestimmung des Glaubens durch ein nicht aus ihm kommendes Denken.
> Der Glaube erschien dabei nicht mehr als lebendiges geschichtliches
> Wort, sondern eingehaust in ein philosophisches System. Das Sola
> Scriptura sucht demgegenüber die reine Urgestalt des Glaubens, wie er
> im biblischen Wort ursprünglich da ist. Metaphysik erscheint als eine
> Vorgabe von anderswoher, von der man den Glauben befreien muß, damit
> er ganz wieder er selber sein könne. In einer für die Reformatoren
> nicht vorhersehbaren Radikalität hat Kant mit seiner Aussage, er habe
> das Denken beiseite schaffen müssen, um dem Glauben Platz zu machen,
> aus diesem Programm heraus gehandelt. Er hat dabei den Glauben
> ausschließlich in der praktischen Vernunft verankert und ihm den
> Zugang zum Ganzen der Wirklichkeit abgesprochen.
>
> Die liberale Theologie des 19. und 20. Jahrhunderts brachte eine zweite
> Welle im Programm der Enthellenisierung mit sich, für die Adolf von
> Harnack als herausragender Repräsentant steht. In der Zeit, als ich
> studierte, wie in den frühen Jahren meines akademischen Wirkens war
> dieses Programm auch in der katholischen Theologie kräftig am Werk.
> Pascals Unterscheidung zwischen dem Gott der Philosophen und dem Gott
> Abrahams, Isaaks und Jakobs diente als Ausgangspunkt dafür. In meiner
> Bonner Antrittsvorlesung von 1959 habe ich mich damit
> auseinanderzusetzen versucht, und möchte dies alles hier nicht neu
> aufnehmen. Wohl aber möchte ich wenigstens in aller Kürze versuchen,
> das unterscheidend Neue dieser zweiten Enthellenisierungswelle
> gegenüber der ersten herauszustellen. Als Kerngedanke erscheint bei
> Harnack die Rückkehr zum einfachen Menschen Jesus und zu seiner
> einfachen Botschaft, die allen Theologisierungen und eben auch
> Hellenisierungen voraus liege: Diese einfache Botschaft stelle die
> wirkliche Höhe der religiösen Entwicklung der Menschheit dar. Jesus
> habe den Kult zugunsten der Moral verabschiedet. Er wird im letzten als
> Vater einer menschenfreundlichen moralischen Botschaft dargestellt.
> Dabei geht es Harnack im Grunde darum, das Christentum wieder mit der
> modernen Vernunft in Einklang zu bringen, eben indem man es von
> scheinbar philosophischen und theologischen Elementen wie etwa dem
> Glauben an die Gottheit Christi und die Dreieinheit Gottes befreie.
> Insofern ordnet die historisch-kritische Auslegung des Neuen
> Testaments, wie er sie sah, die Theologie wieder neu in den Kosmos der
> Universität ein: Theologie ist für Harnack wesentlich historisch und
> so streng wissenschaftlich. Was sie auf dem Weg der Kritik über Jesus
> ermittelt, ist sozusagen Ausdruck der praktischen Vernunft und damit
> auch im Ganzen der Universität vertretbar. Im Hintergrund steht die
> neuzeitliche Selbstbeschränkung der Vernunft, wie sie in Kants
> Kritiken klassischen Ausdruck gefunden hatte, inzwischen aber vom
> naturwissenschaftlichen Denken weiter radikalisiert wurde. Diese
> moderne Auffassung der Vernunft beruht auf einer durch den technischen
> Erfolg bestätigten Synthese zwischen Platonismus (Cartesianismus) und
> Empirismus, um es verkürzt zu sagen. Auf der einen Seite wird die
> mathematische Struktur der Materie, sozusagen ihre innere Rationalität
> vorausgesetzt, die es möglich macht, sie in ihrer Wirkform zu
> verstehen und zu gebrauchen: Diese Grundvoraussetzung ist sozusagen das
> platonische Element im modernen Naturverständnis. Auf der anderen
> Seite geht es um die Funktionalisierbarkeit der Natur für unsere
> Zwecke, wobei die Möglichkeit der Verifizierung oder Falsifizierung im
> Experiment erst die entscheidende Gewißheit liefert. Das Gewicht
> zwischen den beiden Polen kann je nachdem mehr auf der einen oder der
> anderen Seite liegen. Ein so streng positivistischer Denker wie J.
> Monod hat sich als überzeugten Platoniker bezeichnet.
>
> Dies bringt zwei für unsere Frage entscheidende Grundorientierungen
> mit sich. Nur die im Zusammenspiel von Mathematik und Empirie sich
> ergebende Form von Gewißheit gestattet es, von Wissenschaftlichkeit zu
> sprechen. Was Wissenschaft sein will, muß sich diesem Maßstab
> stellen. So versuchten dann auch die auf die menschlichen Dinge
> bezogenen Wissenschaften wie Geschichte, Psychologie, Soziologie,
> Philosophie, sich diesem Kanon von Wissenschaftlichkeit anzunähern.
> Wichtig für unsere Überlegungen ist aber noch, daß die Methode als
> solche die Gottesfrage ausschließt und sie als unwissenschaftliche
> oder vorwissenschaftliche Frage erscheinen läßt. Damit aber stehen
> wir vor einer Verkürzung des Radius von Wissenschaft und Vernunft, die
> in Frage gestellt werden muß.
>
> Darauf werde ich zurückkommen. Einstweilen bleibt festzustellen, daß
> bei einem von dieser Sichtweise her bestimmten Versuch, Theologie
> "wissenschaftlich" zu erhalten, vom Christentum nur ein armseliges
> Fragmentstück übrigbleibt. Aber wir müssen mehr sagen: Wenn dies
> allein die ganze Wissenschaft ist, dann wird der Mensch selbst dabei
> verkürzt. Denn die eigentlich menschlichen Fragen, die nach unserem
> Woher und Wohin, die Fragen der Religion und des Ethos können dann
> nicht im Raum der gemeinsamen, von der so verstandenen
> "Wissenschaft" umschriebenen Vernunft Platz finden und müssen ins
> Subjektive verlegt werden. Das Subjekt entscheidet mit seinen
> Erfahrungen, was ihm religiös tragbar erscheint, und das subjektive
> "Gewissen" wird zur letztlich einzigen ethischen Instanz. So aber
> verlieren Ethos und Religion ihre gemeinschaftsbildende Kraft und
> verfallen der Beliebigkeit. Dieser Zustand ist für die Menschheit
> gefährlich: Wir sehen es an den uns bedrohenden Pathologien der
> Religion und der Vernunft, die notwendig ausbrechen müssen, wo die
> Vernunft so verengt wird, daß ihr die Fragen der Religion und des
> Ethos nicht mehr zugehören. Was an ethischen Versuchen von den Regeln
> der Evolution oder von Psychologie und Soziologie her bleibt, reicht
> einfach nicht aus.
>
> Bevor ich zu den Schlußfolgerungen komme, auf die ich mit alledem
> hinaus will, muß ich noch kurz die dritte Enthellenisierungswelle
> andeuten, die zurzeit umgeht. Angesichts der Begegnung mit der Vielheit
> der Kulturen sagt man heute gern, die Synthese mit dem Griechentum, die
> sich in der alten Kirche vollzogen habe, sei eine erste Inkulturation
> des Christlichen gewesen, auf die man die anderen Kulturen nicht
> festlegen dürfe. Ihr Recht müsse es sein, hinter diese Inkulturation
> zurückzugehen auf die einfache Botschaft des Neuen Testaments, um sie
> in ihren Räumen jeweils neu zu inkulturieren. Diese These ist nicht
> einfach falsch, aber doch vergröbert und ungenau. Denn das Neue
> Testament ist griechisch geschrieben und trägt in sich selber die
> Berührung mit dem griechischen Geist, die in der vorangegangenen
> Entwicklung des Alten Testaments gereift war. Gewiß gibt es Schichten
> im Werdeprozeß der alten Kirche, die nicht in alle Kulturen eingehen
> müssen. Aber die Grundentscheidungen, die eben den Zusammenhang des
> Glaubens mit dem Suchen der menschlichen Vernunft betreffen, die
> gehören zu diesem Glauben selbst und sind seine ihm gemäße
> Entfaltung.
>
> Damit komme ich zum Schluß. Die eben in ganz groben Zügen versuchte
> Selbstkritik der modernen Vernunft schließt ganz und gar nicht die
> Auffassung ein, man müsse nun wieder hinter die Aufklärung
> zurückgehen und die Einsichten der Moderne verabschieden. Das Große
> der modernen Geistesentwicklung wird ungeschmälert anerkannt: Wir alle
> sind dankbar für die großen Möglichkeiten, die sie dem Menschen
> erschlossen hat und für die Fortschritte an Menschlichkeit, die uns
> geschenkt wurden. Das Ethos der Wissenschaftlichkeit - Sie haben es
> angedeutet Magnifizenz - ist im übrigen Wille zum Gehorsam
> gegenüber der Wahrheit und insofern Ausdruck einer Grundhaltung, die
> zu den wesentlichen Entscheiden des Christlichen gehört. Nicht
> Rücknahme, nicht negative Kritik ist gemeint, sondern um Ausweitung
> unseres Vernunftbegriffs und -gebrauchs geht es. Denn bei aller Freude
> über die neuen Möglichkeiten des Menschen sehen wir auch die
> Bedrohungen, die aus diesen Möglichkeiten aufsteigen, und müssen uns
> fragen, wie wir ihrer Herr werden können. Wir können es nur, wenn
> Vernunft und Glaube auf neue Weise zueinanderfinden; wenn wir die
> selbstverfügte Beschränkung der Vernunft auf das im Experiment
> Falsifizierbare überwinden und der Vernunft ihre ganze Weite wieder
> eröffnen. In diesem Sinn gehört Theologie nicht nur als historische
> und humanwissenschaftliche Disziplin, sondern als eigentliche
> Theologie, als Frage nach der Vernunft des Glaubens an die Universität
> und in ihren weiten Dialog der Wissenschaften hinein.
>
> Nur so werden wir auch zum wirklichen Dialog der Kulturen und
> Religionen fähig, dessen wir so dringend bedürfen. In der westlichen
> Welt herrscht weithin die Meinung, allein die positivistische Vernunft
> und die ihr zugehörigen Formen der Philosophie seien universal. Aber
> von den tief religiösen Kulturen der Welt wird gerade dieser
> Ausschluß des Göttlichen aus der Universalität der Vernunft als
> Verstoß gegen ihre innersten Überzeugungen angesehen. Eine Vernunft,
> die dem Göttlichen gegenüber taub ist und Religion in den Bereich der
> Subkulturen abdrängt, ist unfähig zum Dialog der Kulturen. Dabei
> trägt, wie ich zu zeigen versuchte, die moderne naturwissenschaftliche
> Vernunft mit dem ihr innewohnenden platonischen Element eine Frage in
> sich, die über sie und ihre methodischen Möglichkeiten hinausweist.
> Sie selber muß die rationale Struktur der Materie wie die
> Korrespondenz zwischen unserem Geist und den in der Natur waltenden
> rationalen Strukturen ganz einfach als Gegebenheit annehmen, auf der
> ihr methodischer Weg beruht. Aber die Frage, warum dies so ist, die
> besteht doch und muß von der Naturwissenschaft weitergegeben werden an
> andere Ebenen und Weisen des Denkens - an Philosophie und Theologie.
> Für die Philosophie und in anderer Weise für die Theologie ist das
> Hören auf die großen Erfahrungen und Einsichten der religiösen
> Traditionen der Menschheit, besonders aber des christlichen Glaubens,
> eine Erkenntnisquelle, der sich zu verweigern eine unzulässige
> Verengung unseres Hörens und Antwortens wäre. Mir kommt da ein Wort
> des Sokrates an Phaidon in den Sinn. In den vorangehenden Gesprächen
> hatte man viele falsche philosophische Meinungen berührt, und nun sagt
> Sokrates: Es wäre wohl zu verstehen, wenn einer aus Ärger über so
> viel Falsches sein übriges Leben lang alle Reden über das Sein haßte
> und schmähte. Aber auf diese Weise würde er der Wahrheit des Seienden
> verlustig gehen und einen sehr großen Schaden erleiden. Der Westen ist
> seit langem von dieser Abneigung gegen die grundlegenden Fragen seiner
> Vernunft bedroht und könnte damit einen großen Schaden erleiden. Mut
> zur Weite der Vernunft, nicht Absage an ihre Größe - das ist das
> Programm, mit dem eine dem biblischen Glauben verpflichtete Theologie
> in den Disput der Gegenwart eintritt. "Nicht vernunftgemäß, nicht
> mit dem Logos handeln ist dem Wesen Gottes zuwider", hat Manuel II.
> von seinem christlichen Gottesbild her zu seinem persischen
> Gesprächspartner gesagt. In diesen großen Logos, in diese Weite der
> Vernunft laden wir beim Dialog der Kulturen unsere Gesprächspartner





On est supposé comprendre l'allemand?

Arkhy

Tu sais déj�* reconnaître, c'est bien.
Keskildi ?
--

Laxa