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Tod eines Vordenkers
Armin Mohler ist nicht mehr
Von Klaus Rieffholz
Zuletzt hatte man wenig von dem großen alten Mann der deutschen harten Rechten gehört. Er war schwer krank: Zucker und die Folgeerkrankungen davon hatten ihn fast zum Verstummen gebracht. Aber auch vorher war Armin Mohler immer ein „Geheimtip“ gewesen, den meisten Jüngeren dürfte sein Name wenig sagen. Dabei galt er lange Zeit als einer der einflußreichsten Theoretiker der äußersten Rechten in Deutschland, gar als Spiritus Rector der Neuen Rechten. Doch mit dem Einfluß Mohlers ist das so eine Sache, die, die ihn für einflußrech hielten, waren meistens seine Gegner, entweder im ganz grundsätzlichen Sinne oder auch innerhalb der Rechten. Er war immer derjenige, von dem man sich distanzieren mußte. Erst aus dem Kreis der französischen Nouvelle Droite wuchsen ihm nach 1980 wieder Anhänger im engeren Sinne zu.
Mohler ist ein Bindesglied mehrerer Generationen der rechten und auch mehrerer Strömungen. Geboren 1920 in Basel (Schweiz) hatte er sich nach dem Kriege dem Kreise um Ernst Jünger angeschlossen, dem er auch als Privatsekretär diente. So wurde er zum „young man“ der mehr oder weniger resignierten, weil gescheiterten Altvorderern, die in den 50er Jahre noch ihre letzten Rückzugsgefechte lieferten: Ernst von Salomon, Ernst Jünger und Carl Schmitt. gescheitert mit ihren politischen Ambitionen, verfemt wegen ihres zeitweiligen Kokettierens mit dem deutschen Faschismus, aber kaum behelligt, auch weil sie nie wirklich dazu gehört hatten.
In den Bannkreis Hitlers und seiner Bewegung war auch der junge Mohler kurzzeitig geraten, als er als „kurzhosiger“ Schweizer illegal über die deutsche Grenze ging, um sich der SS als Freiwilliger für ihren Krieg gegen Bolschewismus anzudienen. Das Unternehmen scheitert unter merkwürdigen Umständen, angeblich wurde Mohler „untauglich“ gemustert. Nun waren zwar die Kriterien der SS damals - 1941 - noch streng und längst nicht jeder, der wollte, durfte auch SS-Mitglied werden (später war das sehr anders), aber es wurde auch immer gemunklet, daß es dafür politische Gründe gegeben hätte. Möglicherweise war auch den Nazis ein potentieller Einflußagent in der Schweiz wichtiger als einer mehr, der an die Ostfront geht. Doch das muß im dunkeln bleiben. Mohler selbst sprach von der Sache immer nur in Andeutungen. Er studierte dann noch 1 Semester in Berlin und ging dann in die Schweiz zurück, wo man ihn wegen allerlei Vergehen im Zusammenhang mit seinem Grenzübertritt interniert.
Schweizer ist Armin Mohler immer geblieben, aber wohl nur der Staatsbürgerschaft nach. Er gehörte zu jener sehr alten und fast ausgestorbenen Schweizer Denkschule, die sich selbst als deutsche begriff, ohne darin einen Widerspruch zu ihrem Schweizertum zu sehen, so wie sich andere eben als Hessen oder Bayern betrachten. Nach dem Krieg ging Mohler dann wieder nach Deutschland zurück. Als „Rechter“ bezeichnete er sich immer und wo seine gestige Heimat war, konnte man bald sehr ausführlich nachlesen: Sein Werk „Die Konservative Revolution in Deutschland“ (zuletzt bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft 1989 erschienen) gilt als das Standardwerk zum Thema, der Begriff „Konservative Revolution“ wurde zumindest als Sammelbezeichnung dieser Bewegung von Mohler geprägt. Doch rechts konnte man zwar in der jungen Bundesrepublik stehen, aber nicht mit diesem, auch noch undiplomatisch-offensiv vertretenen, ideologischen Hintergrund. Mohler geriet ins Abseits. Trotz Habilitation gelang es ihm nie, in Deutschland (oder anderswo) eine Professur zu erlangen. Mit seinen politischen Versuchen hatte er, wie er selbst schrieb, wenig Glück. Mohler versuchte die etablierte parlamentarische Rechte, namentlich die CSU unter Strauß, auf „gaullistischen“ Kurs zu bringen, d.h. auf möglichst große Distanz zu den USA. Das gelang ihm nicht, spätere Versuche wie etwa mit dem „Deutschland-Rat“ endeten sehr bald als Rohrkrepierer.
Halbherzig unterstützte er „seinen Freund“ Franz Schönhuber, aber schon gleich relativiert mit der fatalistischen Bemerkung „Ich glaube nicht, daß mein Freund Franz Schönhuber durchkommt.“ Sein Gefühl trog ihn nicht. Wirklich wirkte Mohler als Journalist und Essayist. Dem Politikwissenschaftler Claus Leggewie gab er ein ausführliches Interview, das in „Der Geist steht Rechts“ veröffentlicht wurde. Berühmt wurde seine Schrift „Der Faschistische Stil“. Da war es wieder: Jenes kleine, aber doch entscheidende Wörtchen, daß Mohler lange Jahre seines Lebens vermied wie der Teufel das Weihwasser. Obwohl kein Opportunist, hatte Mohler doch nicht die Neigung, sich unnötig Feinde zu machen. Doch wer seine Schriften las, wußte schon, was gemeint war, die faschistische Bewegung, als deren „Trotzkisten“ er die Anhänger der Konservativen Revolution einmal bezeichnet hatte, übte nicht nur eine fachliche Faszination auf ihn aus, es war mehr. Erst als er alt war und es ihm auch was seinen öffentlichen Ruf anbetraf egal sein konnte, gab er zu, Faschist zu sein. Faschist in der Tadition von Jose Antonio Primo de Riveira, des Falange-Gründers aus Spanien. Da, Mitte der 80er Jahre, hatte er seinen Ruf als Grandseigneur der deutschen Rechten ohnehin schon weg und sozusagen Narrenfreiheit. Die Türen und Foren der etablierten Instituionen blieben dem Mentor von Alain de Benoist versagt.
Jetzt ist Armin Mohler im Alter von 83 Jahren in München verstorben.
Veröffentlicht: 17. Juli 2003
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