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![]() http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,324746,00.html
ISLAMISTEN Explosive Mischung Im Kampf gegen den Terror dringen Fahnder immer stärker ins kriminelle Milieu vor. Viele Gotteskrieger begannen als weltliche Ganoven, in Gefängnissen wird Nachwuchs rekrutiert. DPA Angeklagter Islamist Aschraf al-Dagma: Ein Migrantenmilieu aus Glücksrittern und Gestrauchelten Er gilt als durchgeknallter Krimineller und notorischer Gewalttäter, aber mit Islamismus, da sind sich die Behörden sicher, hatte Samir B., 28, bislang nichts im Sinn. Der Algerier hatte in Hamburg einen Lieferwagen samt Fahrer gekapert und während einer wilden Verfolgungsfahrt auf die Polizei geschossen. Als der Wagen liegen blieb, zündete er eine Handgranate, die den Fahrer und einen Polizisten schwer verletzte und ihm selbst eine Hand abriss. Das Gericht schickte ihn dafür 2001 in den Maßregelvollzug in der forensischen Psychiatrie im Klinikum Ochsenzoll. Dort fiel bald ein regelmäßiger Besucher auf: B.s Landsmann Abderrazak Mahdjoub, 31. Der Algerier ist für die Fahnder kein Unbekannter. Er soll eine Terrorausbildung in Afghanistan absolviert und in Bosnien und Tschetschenien gekämpft haben. Einsmarter Typ, ein beherrschter Planer. Seine Freunde nennen ihn ehrfurchtsvoll Scheich. Geheimdienstlern und Polizisten gaben diese Besuche ein Rätsel auf. Was verband diese Männer? War es Mitleid? Oder steckte etwas anderes dahinter? Suchte Mahdjoub gar, so die Befürchtung, einen Glaubensbruder, der verrückt genug wäre, ein Selbstmordattentat zu begehen? Seltsame Kontakte wie dieser versetzen Sicherheitsbehörden im ganzen Land in Alarmbereitschaft. Jüngste Erkenntnisse des Bundeskriminalamts (BKA) beweisen vielfältige Verflechtungen der Gotteskrieger mit weltlichen Ganoven. Verfassungsschützer beobachten mit Sorge, wie Islamisten in Gefängnissen Glaubensbrüder für den Dschihad rekrutieren. In der Schnittmenge von Islamisten und Kriminellen braut sich eine explosive Mischung zusammen. "Der Terrorismus", befürchtet BKA-Abteilungsleiter Max-Peter Ratzel, "hat viele Sponsoren." Ob Mahdjoub tatsächlich seinen Landsmann für ein Killerkommando gewinnen wollte, lässt sich kaum noch klären. Am 19. März wurde der Algerier an Italien ausgeliefert, wo er verdächtigt wird, Attentate im Irak geplant und Terroristen in die Kampfzone geschleust zu haben. Seine Kontakte in die kriminelle Szene jedoch sind symptomatisch. Wie Mahdjoub haben viele Gotteskrieger keine Berührungsängste mit der Verbrechenswelt. Denn dort erhalten sie, was sie für ein Terroristenleben brauchen: Geld, Waffen, falsche Pässe. Und manchmal sogar neue Mitkämpfer. Frühzeitig warnte der Bundesnachrichtendienst (BND) vor islamistischen Terroristen unter Kleinkriminellen. Wie ernst die Warnung zu nehmen war, zeigen die blutigen Anschläge von Madrid, wo am 11. März mehrere Bomben in Zügen explodierten. Nach den Attentaten, bei denen 191 Menschen getötet und über 1500 verletzt worden waren, wusste die spanische Polizei innerhalb weniger Wochen, welche Terroristen die Bomben in den Vorortzügen gelegt hatten. Das konnte nur gelingen, weil sie zahlreiche Täter bereits als Kleinkriminelle kannte und überwachte - aber nicht die richtigen Schlüsse aus ihren Erkenntnissen zog. So nahmen Drogenfahnder an, in abgehörten Telefongesprächen sei von Haschisch die Rede gewesen, als es in Wirklichkeit um Sprengstoff ging. Seither ist die Aufmerksamkeit gestiegen. Kürzlich nahm die spanische Polizei in Barcelona zehn Pakistaner fest, die islamistische Gruppen in Nordafrika unterstützt haben sollen. Sie alle waren ebenfalls wegen kleinerer Delikte aktenkundig. Im internationalen Terrorismus, vor allem im Irak und in Tschetschenien, hat sich ein undurchdringliches Geflecht aus Organisierter Kriminalität und Terrorismus gebildet. Der Terror finanziert sich mit Geiselnahmen und Drogenhandel, dubiose Quellen liefern Waffen und Sprengstoff. Eine Entwicklung, die auch deutschen Fahndern Kopfschmerzen bereitet. Auch für sie ist mittlerweile alles von Interesse, was dem logistischen Bedarf der Extremisten nützen kann. Dazu gehören falsche Pässe und Blankodokumente, Autos, Waffen und Sprengstoff, gestohlene Kreditkarten oder Handys. "Der Bedarf", so Reinhard Tencz, Leiter der Staatsschutzabteilung im baden-württembergischen Landeskriminalamt "ist extrem hoch." Deshalb untersucht das BKA derzeit die Verbindungen von Islamisten zu Fälschern und Schleusern. Zumindest im Passfälschermilieu, so das Ergebnis, treffen sich Täter aus beiden Szenen. Gefälschte Papiere aus den gleichen Quellen tauchen sowohl bei Kriminellen als auch bei Islamisten auf. Mit solchen Pässen werden Kämpfer in die Kampfgebiete geschleust und wieder hinaus, insbesondere Dokumente aus EU-Staaten ermöglichen ein nahezu problemloses Reisen quer durch Europa bis in die USA. Anfang Oktober ging das Gemeinsame Analyse- und Strategiezentrum Schleusung (GAS) von Bundesgrenzschutz (BGS) und BKA in Betrieb. Dort sollen erstmals Daten aller Polizeibehörden, auch aus den Ländern, gebündelt werden. Immer öfter stoßen die Ermittler zudem auf Fälle, in denen sich Islamisten der Tricks und Kniffe krimineller Strukturen bedienen. "Es wäre ein Fehler", appelliert Staatsschützer Tencz, "sich im Kampf gegen den Islamismus allein auf terroristische Täter zu konzentrieren." Verstärkt geht die Polizei Hinweisen nach, dass Beute aus Raubüberfällen und Kfz-Verschiebungen in islamistischen Kreisen versickert. Bei den Tätern jedenfalls, die überwiegend in einschlägigen Moscheen verkehren, bleibt das Geld nicht. "Wir brauchen", sagt Ratzel, "einen offensiven Austausch zwischen Polizeien und Geheimdiensten anderer Länder, um die Verbindungen der Terroristen ins kriminelle Milieu aufzudecken." Gegen manche Täter, die wegen allgemeiner Delikte verurteilt wurden, laufen weitere Verfahren wegen Unterstützung terroristischer Vereinigungen. "Die Menschen verlieren mit dem Urteil ja nicht ihren islamistischen Hintergrund", so der baden-württembergische Staatsschützer Tencz. Im Gegenteil. Die Haft könne diesen sogar noch stärken. Regelmäßig appelliert Tencz an Staatsanwälte und Kollegen, alle Indizien für Terrorismus zu beachten: "Wir müssen auf bestimmte Delikte auch durch die Brille des Staatsschützers schauen." In Bayern trugen diese Bemühungen bereits Früchte. Im Rahmen des Projekts Akis (Aufklärung krimineller islamistischer Strukturen) wurden Spezialisten in allen Polizeipräsidien eingesetzt und mit anderen Behörden vernetzt. Ein spezielles Computerprogramm kann abweichende Schreibweisen arabischer Namen zusammenführen. So konnte im vorigen Dezember der Iraker Mohammed L., 31, am Münchner Hauptbahnhof festgenommen werden. Er soll mit der Terrororganisation Ansar-e Islam kooperieren, die angeblich mit al-Qaida verbunden ist, und sie mit Spenden und Kämpfern versorgt haben. Rund die Hälfte der über Deutschland in den Irak Geschleusten ist von ihm unterstützt worden. Die Vermischung von Islamisten und Kriminellen findet der Hamburger Verfassungsschützer Manfred Murck "häufig in einem bestimmten Migrantenmilieu". Dort gebe es eine "symbiotische Struktur" aus Glücksrittern und Gestrauchelten, in der man sich mit kleinen Deals, Tricks und falschen Papieren über Wasser hält. Wo jeder jedem hilft, wo man irgendwie klarkommen muss und doch den Absprung in die hiesige Gesellschaft nicht schafft. Manchem Hoffnungslosen, befürchtet Murck, könnten Islamisten zu einem neuen Lebenssinn verhelfen. So wie einem mutmaßlichen Hintermann des Anschlags auf die Synagoge auf der tunesischen Ferieninsel Djerba 2002, Christian Ganczarski, 37. Er war Mitte der achtziger Jahre in Mülheim wegen Diebstahls und Drogenhandels verurteilt worden. Später konvertierte er zum Islam, wurde Bin-Laden-Fan und ließ sich in Afghanistan ausbilden. Noch kurz vor dem Selbstmordanschlag, bei dem 21 Menschen starben, darunter 14 Deutsche, rief der Attentäter bei ihm in Duisburg an und ließ sich seinen Segen erteilen. "Uns liegen Fatwas vor", so Staatsschützer Tencz, "nach denen Muslime sich keine Sorgen machen müssten, wenn sie die angeblich dekadente westliche Gesellschaft der Ungläubigen mit Straftaten überziehen." Im Gegenteil: Die Schwächung des Feindes sei sogar sinnvoll. Eine schlichtere Rechtfertigung gibt es wohl kaum, um aus Kriminellen ein williges Werkzeug der Drahtzieher des Terrors zu machen. Prominentestes Beispiel solch wundersamer Wandlung ist einer der meistgesuchten Terroristen der Welt, der Jordanier Abu Mussab al-Sarkawi. Als Chef der Terrorgruppe Ansar-e Islam wird er für zahlreiche blutige Anschläge und die grausame Enthauptung ausländischer Geiseln im Irak verantwortlich gemacht. Auch Ahmed Fadhil Nasal al-Chaleila, so sein Geburtsname, hatte seine Laufbahn in seiner jordanischen Heimatstadt Sarka als ganz gewöhnlicher Kleinkrimineller begonnen, bis er sich den Gotteskriegern anschloss. Solche Karrieren veranlassen deutsche Verfassungsschützer dazu, durch die Knäste zu tingeln und das Wachpersonal zu bitten, islamistische Umtriebe hinter Gittern zu melden. Schließlich kamen viele spätere Terroristen zunächst als kleine Kriminelle in Haft - und verließen die Gefängnisse als fanatische Islamisten. "Persönliche Umbruchsituationen", resümiert Jan Keller vom Bundesamt für Verfassungsschutz, "begünstigen die Hinwendung zum radikalen Islam." Nur diese Variante des Glaubens "mit ihren eindeutigen Aussagen ist die ausreichend extreme Antwort auf die als extrem empfundene Lebenssituation". Womöglich sind Gefängnisse - neben den einschlägigen Moscheen - auch international die wichtigsten Rekrutierungsbasen des Dschihad. In US-Gefängnissen sollen die Terrorverdächtigen José Padilla und Richard Reid zum Islam konvertiert sein. Reid, der so genannte Schuh-Bomber, wollte sich auf einem Transatlantikflug in die Luft jagen; Padilla, ein früherer Straßenräuber, soll eine Attacke mit einer "schmutzigen Bombe" geplant haben. In einer Züricher Haftanstalt beispielsweise trichtert ein Imam albanischen Häftlingen, die wegen Drogenhandels einsitzen, die Fundamente des Islam ein. Und im Gefängnis der spanischen Stadt Topas haben Islamisten den Lesesaal in eine Moschee verwandelt und die Ungläubigen ausgesperrt. Die stört nun in aller Frühe der Ruf des Muezzin. Nahöstliche Geheimdienste warnen neuerdings, die arabische Muslimbruderschaft, aus deren Umfeld einige der gefährlichsten Terroristen der Welt stammen, habe auch in Deutschland damit begonnen, unpolitische Kleinkriminelle und unzufriedene Arbeitslose für die politisch-religiöse Sache anzuwerben. Der Gedanke entstamme persönlichen Erfahrungen vieler Radikaler, die selbst im Gefängnis saßen und von dort ihr Untergrundnetz aufzogen (SPIEGEL 36/2004). Auch ein Mann, der in der Islamistenszene nur "Mohammed, der Ägypter" hieß und der sich als Drahtzieher der Anschläge von Madrid brüstet, saß zeitweilig in deutscher Abschiebehaft in Ottweiler und indoktrinierte dort Glaubensbrüder mit seinem islamistischen Allmachtsanspruch. Dass die Mission unter Kriminellen erfolgreich sein kann, belegen zahlreiche Beispiele. So zählten zu der Meliani-Gruppe, die einen Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt verüben wollte, aber vorher aufflog und in Frankfurt verurteilt wurde, ein ehemaliger Wachmann, der durch den Diebstahl von Werkzeugen auffiel, ein Ex-Knacki, der als Jugendlicher wegen Körperverletzung und anderer Delikte 16 Monate in Haft saß, und ein Sozialbetrüger, der mit Drogen gehandelt hatte. Infiziert vom Stachel des Dschihad wurde auch der Palästinenser Aschraf al-Dagma, als er 1995 wegen Drogenhandels eingesperrt wurde. Ihm sei die Festnahme eine Lehre gewesen, erzählte er: "Ich habe mich dazu entschieden, mit meinem bisherigen Tun Schluss zu machen." Das meinte er ernst - aber ganz anders, als seine Bewährungshelfer glaubten. Vor der Haft hauste er in einem heruntergekommenen Zimmer in Berlin, wo er zwischen vergammelnden Lebensmittelresten und dreckigem Geschirr Heroin und Kokain portionierte, um den Stoff dann am Bahnhof Zoo in kleinen Päckchen zu 20 Mark zu verkaufen oder selbst zu konsumieren. Nach der Haft soll er ein Terrortraining in Afghanistan durchlaufen haben. Jetzt steht er mit drei weiteren mutmaßlichen Mitgliedern des deutschen Ablegers der Terrorgruppe al-Tawhid in Düsseldorf vor Gericht, weil sie Anschläge auf jüdische oder israelische Ziele geplant haben sollen. Der Auftrag kam angeblich vom Top-Terroristen Abu Mussab al-Sarkawi persönlich. Falsche Pässe und Waffen aber wollten sie sich teils bei alten Bekannten besorgen. Die Biografien dieser Männer korrigieren das Bild islamistischer Terroristen, das nach den Anschlägen des 11. September 2001 gezeichnet wurde. In einer ebenso aufwendigen wie umstrittenen Rasterfahndung suchten die Ermittler damals nach einem Typus, der heute eher als Exot unter den Dschihadisten gilt: nach unauffälligen, unbescholtenen jungen Männern wie die Truppe um Todespilot Mohammed Atta, fast allesamt scheinbar brave Studenten. Dieser Typ aber konnte "als durchgehendes Muster so nicht bestätigt werden", sagt Verfassungsschützer Keller. Das Bild der Islamistenszene ist heute bedeutend vielfältiger und auch diffuser, die Merkmale, die einen Islamisten ausweisen könnten, sind so zahlreich, dass sie in keinen klaren Rahmen mehr passen. Das Instrument der Rasterfahndung, wie Bundesinnenminister Otto Schily es propagiert, brächte da nur eine hohe Zahl von Verdächtigen, doch vermutlich wenige Fahndungserfolge. DOMINIK CZIESCHE, ANDREAS ULRICH |